Züchter und ihre Tierliebe

Ein paar Sätze möchte ich nun zu/über Chinchilla-Züchter sagen.
Wenn ich lese, jemand züchtet jede Art von ach so toller Chinchilla-Farbe stellen sich mir die Nackenhaare auf. Wenn ich dann noch lesen muss, derjenige fährt auf Ausstellungen, krieg ich doch wirklich ein Brechreiz. Mir würde nie einfallen, die Tiere in eine Box zu sperren, in ein Auto zu setzen, irgendwo stundenlang rumzufahren, und denen dann noch den Stress der Bewertung anzutun. 
Wir nötig muss man es haben, seinen Tieren sowas anzutun?! Niemals würde ich ein Tier dort kaufen um diese Machenschaften zu unterstützen.

Ich auch nicht wùrde bei So jemandem auch kein tier kaufen.Hast du recht,ja ich habe auch schon sowas gesehen und es gibt leider viel zu viele von ihnen leider und wir können nix dran ändern.

Ich teile zwar deine Meinung zu Chinzüchtern, aber was Chinschauen angeht muss man es differenzierter sehen: Ein guter Züchter achtet auf gute innerliche und äußerliche Merkmale seiner Linien und die äußerlichen können nun mal nur auf Schauen bewertet werden. Das Innerliche (Gesundheit, Wesen) finde ich jedoch noch wichtiger, was leider nirgends kontrolliert wird.

Gesundheit und Wesen wird heute schon bei Ziervögeln mitbewertet. Möglich wird dies, weil die Vögel zunehmend mit ihren schön eingerichteten Volieren bewertet werden. Neben wildtypischen Aussehen sind hier ruhiges Verhalten gegenüber den Zuschauern, eine gewisse Zahmheit (der Richter will nah ran an die Vögel und sie sogar anfassen können, um sie bewerten zu können) und arttypisches Verhalten in der Voliere mit ausschlaggebende Kriterien bei den Beurteilungen. Das gilt zwar noch nicht für alle Vereine, aber man sieht immer mehr solcher Ausstellungen.

Grundvorraussetzung dafür sind entsprechend große Ausstellungsvolieren (für ein Prachtfinkenpärchen kann das durchaus schonmal ne 2m x 2m x 1,5m große Voliere sein!) mit auf die Art abgestimmter Einrichtung.

Ähnliches wäre auch für Chinchillas möglich ... die Chins würden sich in solchen großen Volieren auch viel besser und interessanter präsentieren, man würde nicht nur kreisdrehende Chins in engen Käfigen sehen, sondern vielmehr ein vielfältiges und sehr unterschiedliches Verhalten der einzelnen Gruppen.
Die Bewertung von Felldichte, Größe und blabla wäre immer noch aus der Hand möglich, wobei mit in die Bewertung das Verhalten der Chins beim Einfangen und festhalten mitbewertet werden würde.

@Suner
Informiere dich bitte mal richtig, bevor du hier die wenigen verantwortungsvollen Züchter angreifst, die es noch gibt. Irgendwelche Tiere einfach verpaaren ohne Rücksicht auf Verluste und bestimmte Eigenschaften kann jeder ;)das ist auch keine Zucht, sondern wildes Vermehren. Und "jede Art ach so toller Farben" ist wohl auch eher ein Vermehrerding, denn ein guter Züchter sucht sich seine Schwerpunkte aus und züchtet gezielt nur die Mutationen oder eben reine Standards, die seinem Schwerpunkt entsprechen.
Immer und immer wieder dieses penetrante über einen Kamm scheren ALLER, nur weil man nicht ausreichend informiert ist.


Das mit den größeren Volieren klingt natürlich gut, ist aber von den Vereinen her nicht stemmbar durch die Kosten und vor allem auch den Platzbedarf - leider.

Finanziert werden solche Schauen durch das Publikum - was wiederum eben durch die "naturnahe" Ausgestaltung der Volieren besonders angezogen wird. Die Eintrittsgelder sind teilweise echt heftig - und es rechnet sich dennoch, eben weil aufgrund der schönen Volieren so viele unbedarfte Leute gucken kommen.

Trotz des Mehraufwandes haben Vereine, welche solche großen Schauvolieren zeigen, meist ein kleines Plus am Ende der Ausstellung - einfach weil eben nicht nur echte Interessenten, sondern auch viele Schaulustige vorbekommen, die eben auch ihr Geld dort lassen.
Mit kleinen Goodies zur Ausstellung, die dann auch noch als Andenken verkauft werden können, kann man das Ganze sogar noch lukrativer gestalten ... 

Vergleichbare Vereine, welche nur die üblichen Bewertungskäfige und kleine, kaum eingerichtete Schaukäfige auf ihren Ausstellungen haben, machen dagegen nun schon seit Jahren immer mehr Minus, trotzdem sie deutlich weniger in die Show investieren, wie die Vereine, welche diese großen Showvolieren zeigen.

Möglichkeiten, selbst dahinzukommen, gäbe es auch, das heißt, wenn man bereit wäre, mit den Vogelvereinen, die solcherart Showvolierenausstellung machen, zusammenzuarbeiten. So könnten die Chinchillas, einfach nur, um Erfahrungen mit sowas zu sammeln, als Beiwerk zur Vogel-Show gestellt werden - klar, nur wenige Chins, aber hier gehts ja auch erstmal nicht so sehr um die Bewertung selbst, sondern vielmehr darum, Erfahrungen zu sammeln, was überhaupt in der Richtung mit Chinchillas geht und was gar nicht geht und das in einem sehr zwangfreiem und risikoarmen Umfeld.

Hi

Suner schrieb:

Wenn ich dann noch lesen muss, derjenige fährt auf Ausstellungen, krieg ich doch wirklich ein Brechreiz. Mir würde nie einfallen, die Tiere in eine Box zu sperren, in ein Auto zu setzen, irgendwo stundenlang rumzufahren, und denen dann noch den Stress der Bewertung anzutun. 
Wir nötig muss man es haben, seinen Tieren sowas anzutun?! Niemals würde ich ein Tier dort kaufen um diese Machenschaften zu unterstützen.

Ich nehme an, du züchtest nicht.
Ansonsten würdest du nicht so schreiben. Bewerterschauen sind dazu da, dem Züchter zu zeigen, was er richtig,bzw. falsch macht. Ich glaube nicht, dass du selbst das entscheiden kannst. Dir fehlt garantiert das Auge dafür. Die Erfahrung mache ich als Veranstalter immer wieder.

Was die Kosten einer Schau angehen: Sechs Euro pro Chinchilla hört sich viel an. Überlegt man aber, was so eine Schau kostet, relativiert sich das wieder. Viele Veranstalter sind froh, wenn sie ihre Kosten wieder reinbekommen. 

Grössere Käfige haben sich schon einige überlegt. Aber: Machen wir das, muss das zuständige VetAmt sein ok geben. Heißt: viel Lauferei, viel Ärger, das Risiko, die Schau noch am Abend vorher absagen zu müssen, weil den Ämtern irgendwas nicht passt. 
Dazu kommen noch die Kosten für eine Versicherung. Öffentliche Schauen müssen versichert sein. 
Das sind alles Kosten, die dazukämen. Dann würde ein Chin für diesen Tag locker seine 8 bis 10 Euro kosten. Und da die meisten Schauen hier in Deutschland von Liebhabern und nicht von Vereinen gemacht werden, würden viele bankrott gehen.

LG KLaus

Suner schrieb:

Ein paar Sätze möchte ich nun zu/über Chinchilla-Züchter sagen.
Wenn ich lese, jemand züchtet jede Art von ach so toller Chinchilla-Farbe stellen sich mir die Nackenhaare auf. Wenn ich dann noch lesen muss, derjenige fährt auf Ausstellungen, krieg ich doch wirklich ein Brechreiz. Mir würde nie einfallen, die Tiere in eine Box zu sperren, in ein Auto zu setzen, irgendwo stundenlang rumzufahren, und denen dann noch den Stress der Bewertung anzutun. 
Wir nötig muss man es haben, seinen Tieren sowas anzutun?! Niemals würde ich ein Tier dort kaufen um diese Machenschaften zu unterstützen.

Wenn ich diesen Text lese, muss ich deine Liebe zu Tieren ernsthaft kritisieren. Wie kannst du behaupten, dass andere ihren Tieren etwas antun, wenn du selbst nicht auf eine der wichtigsten Sachen achtest? Eine Ausstellung ist eine Möglichkeit für Züchter den Körperbau ihrer Tiere begutachten zu lassen und sich mit anderen auszutauschen. Wenn es dir lieber ist schlecht gebaute Tiere zu kaufen, die möglicherweise ein Leben lang leiden...bitte. Das hat aber rein gar nichts mit Tierliebe zu tun, ganz im Gegenteil. Ich nehme lieber einen Tag etwas mehr Stress in Kauf und unterstütze Züchter, die auf korrekt gebaute Tiere achten, die meistens gesund sind. Lieber einen Tag lang Stress als ein Leben lang.

Naja ... ist zwar ein nettes Argument, aber der Blick über den Tellerrand zeigt schnell, daß er nicht sehr stichhaltig sein kann ... 

Unterschiedlichste Tierarten, angefangen von Zwergmäusen über Opossums bis hin zu Hamstern und Zwerghamstern sind über die Jahrzehnte und über deutlich mehr Generationen ohne Ausstellungen gezüchtet und vermehrt worden, ohne daß es zu irgendwelchen gehäuften gesundheitlichen Einschränkungen dieser Tierarten führte. Farbmäuse werden nun schon seit Jahrhunderten gezüchtet, auch hier wieder ohne gesundheitliche Probleme ... dafür zeigen wiederum Katzen, Hunde, Rennmäuse etc, was eine geziehlte Showzucht anrichten kann - bei diesen Tierarten gibt es diverse Showlinien, die mit dem Ursprung dieser Tierarten und Tierrassen nix mehr gemein haben ... außer einer leeren Showhülle und gehäuften Gesundheitsproblemen durch zu extrem gezüchtete Merkmale ...

Schaut man sich nun die Merkmale an, auf die in Chinchillaausstellungen geschaut wird, sind das keineswegs Merkmale, die für ein gesundes Chinchilla nötig sind - im Gegenteil, ein dichtes Fell beispielsweise ist in unseren Wohnungen sogar kontraproduktiv, da Körperwärme deutlich weniger gut abgeführt werden kann, wie mit einem schlechten Fell mit weniger Dichte, wie es heute noch die wildlebenden Chinchillas zeigen.
Auch Größe ist nicht unbedingt ein gesundheitlich förderndes Merkmal, da es bei allen Säugetierarten tendenziell zu einem geringeren Alter führt ... 

Weiterhin - für einen gesunden Körperbau eines Chinchillas wichtigen Merkmale können in den engen Showkäfigen nicht mal beurteilt werden, denn das sieht man nur in der Bewegung, beispielsweise, ob ein Chin überhaupt in der Lage ist, knapp 2m hochzuspringen oder runterzuspringen, und dennoch auf den Pfoten zu landen ... es ist nicht bekannt (und für den Menschen von außen auch gar nicht beurteilbar), welcher Körperbau für solche Leistungen notwendig sind. Auch Ausdauer, Sozialwesen etc können in den engen Käfigen gar nicht beurteilt werden, sind jedoch äußerst wichtige Merkmale der Vitalität und Wesens eines Chinchillas!

Ausnahmslos alle Punkte, nach denen auf den Shows auch heute noch gerichtet wird, sind Punkte, die einen guten Pelzträger zur Folge haben, aus dem man Mäntel und Stolas machen kann ... Farbreinheit, überdurchschnittliche Felldichte, gleichmäßige Begrannung und und und sind alles Merkmale, die zwar wichtig für nen guten Pelz für den Menschen sind, aber absolut unabhängig für die Gesundheit eines Chinchillas sind!

Durch die Shows haben sich Körperproportionen, Fellqualität, Größe und viele andere Parameter stark verändert, ein Showsieger wird niemals so robust und wendig sein, wie ein Chinchilla, welches über Generationen immer noch so aussieht, wie wildlebende Chinchillas in Chile nunmal aussehen ... der direkte Vergleich von Zootierpopulationen zu Showpopulationen unter gleichen Bedingungen bringt das schnell ans Licht ... 

Auf Chinchillashowen werden auch Mutationen gezeigt ... jegliche Fellfarbenveränderung jedoch ist auch der Ausdruck davon, daß etwas stoffwechselphysiologisch nicht mehr hinhaut ... und damit sind alle Farben, die nicht standard sind, vitalitätsmindernd - teilweise sogar stark vitalitätsmindernd. Dennoch werden sie für Shows gezüchtet!

Das Problem, wie ich es sehe: 
Ohne solche Schauen würde es viel mehr "Müll", wie ich es nenne, geben. Farbpanscherei und wahlloses Zusammensetzen von Mutationen würde überhand nehmen. Ein Züchter, dessen Tier auf den letzten Plätzen landet, obwohl er meint, es wäre spitze, wird eher wach werden und überlegen, wie er weiterzüchtet. 

Daß es so, wie von Murx beschrieben, nicht geht, ist klar. Dann müsste eine Schau über mehrere Wochen angesetzt werden. oder aber die Tiere müssten über einen längeren Zeitraum in ihrer gewohnten Umgebung beobachtet werden. Sowas macht keiner.
Man muss also als Bewerter bzw. Veranstalter einen Mittelweg finden. Und der sieht nun mal so aus, wie es momentan läuft. 

Murx schrieb:

Schaut man sich nun die Merkmale an, auf die in Chinchillaausstellungen geschaut wird, sind das keineswegs Merkmale, die für ein gesundes Chinchilla nötig sind

Stimmt. Allerdings sind das die Merkmale, die von den Züchtern gewünscht werden. Und da sind auch Hobbyzüchter drunter. Um das neue 50/60 System entwickeln zu können, wurde auf fast allen Schauen eine Umfrage gemacht, wer was bewertet haben wollte. Farbklarheit, Grösse und Körperform wurden unter anderem favorisiert. Von den Hobbyzüchtern.
Das System wird nun seit fast 2 Jahren auf fast jeder Schau eingesetzt und die Hobbyzüchter sind zufrieden. 

LG Klaus

Zitat :

Farbklarheit, Grösse und Körperform wurden unter anderem favorisiert.

Vermutlich können wir froh drüber sein, daß eben die alten Werte der Pelzer plus der Körperform favorisiert wurden - man stelle sich mal vor, es hätten sich die Bewertung solcher Körpermerkmale, wie möglichst große Augen, möglichst geringelte Barthaare, möglichst lange und buschige Ringelschwänzchen oder sowas durchgesetzt.

Binnen weniger Generationen hätten wir solche Showmonster, wie wir sie von diversen Hunderassen kennen ... wenn die Farbklarheit übertypisiert wird, ist das fürs Chin nicht unbedingt schädlich, aber hervorquellende Riesenaugen führen automatisch zu einer deutlich höheren Verletzungsgefahr der Augen.