Achten Züchter WIRKLICH auf Gesundheit?

Ich starte mal ein mal wieder provokantes Thema: das Ziel einer Zucht sollte doch eigentlich primär sein, gesunde Tiere zu züchten. Nun habe ich jedoch noch nie gehört, dass ein Züchter seine Stammtiere tierärztlich untersuchen lässt bevor er diese verpaart Eigentlich ist das aber das A und O um abzuklären, ob alle organe OK sind wie z.B. das Herz und die Zähne, weil sich diese Anomalien ja weitervererben. Ferner sollte der Züchter die Linien über Generationen hinweg beobachten um genetische Krankheiten auszuschließen - aber wer macht das schon oder versuch es wenigstens? ...

Also: ganz am Anfang unserer Zucht haben wir tatsächlich die zwei potentiellen Paare, die wir hatten auf Zahnanomalien röntgen lassen, da wir die Linien nicht gekannt haben! Stammbaum schön und gut, aber was sagt der denn schon aus wenn man den Züchter der jeweiligen Ahnen und die Tiere selbst nicht kennt?!
Es war natürlich gleich einer, mit einem furchtbaren Gebiss dabei , also kam er erst garnicht in die Zucht und blieb gg bei uns.

Eine Kotuntersuchung auf Parasiten, Bakterien und Mykosen wird und wurde regelmäßig gemacht!
Zur Untersuchung der Chins gehört ebenfalls: Herz abhören, Fieber messen, Zähne begutachten, Augen und Ohren anschauen. (Das übliche eben)

Die Tiere, mit denen wir uns schlussendlich eine Zucht aufgebaut haben kennen wir über Generationen! Sicher 4 Jahre, auch der die beiden Züchter und deren Tiere sind vielen Züchtern über lange, lange Zeit bekannt.
Ganz ausschließen kann man Krankheiten so leider auch nicht, aber ein gewisse "Sicherheit" ist so meiner Meinung nach schon gegeben.
Zudem behalten wir die ersten 1-2 Generationen Babys mind. ein knappes Jahr bei uns.

In den Abgabebedinungen wird bzw. wurde (wir halten unsere Mäuse mittlerweile alle gleichgeschlechtlich!) auch deutlich erwähnt, dass jeder neue Besitzer unserer Tiere uns über etwaige Krankheiten informieren soll, falls welche auftreten. Sollte dies einmal so sein war für uns immer klar, dass die Elterntiere sofort aus der Zucht genommen werden (falls sie überhaupt noch in der Zucht gesässen hätten, denn mehr als 2-4 Würfe hatte hier kein Weibchen!) und sämtliche Halter der Babys darüber informiert werden!

Zitat :

Nun habe ich jedoch noch nie gehört, dass ein Züchter seine Stammtiere tierärztlich untersuchen lässt bevor er diese verpaart

Das Problem an der Sache ist, dass das eben auch nicht vorbeugt, sondern maximal aussagt, dass das Tier zum Zeitpunkt X augenscheinlich gesund ist. Erblich bedingte "Probleme" kann man ja bei Chins medizinisch kaum feststellen.

Zitat :

alle organe OK sind wie z.B. das Herz und die Zähne, weil sich diese Anomalien ja weitervererben

Um festzustellen, ob das Herz gesund ist, müsste man dem Chin die Brust kahl rasieren und das Herz schallen, so wie es bei Hunden und Katzen manchmal gemacht wird. Ich weiß allerdings nicht, ob man selbst dann sagen kann, dass ein Tier 100%ig ein gesundes Herz hat oder ob man auch so nur geringe Chancen darauf hat, Anomalien zu erkennen.
Bei den Zähnen ist das Problem, dass manche Anomalien erst später auftreten, sprich bei Alttieren.

Man muss eben immer ein Auge auf seine Tiere haben, ob nun als Züchter oder in Liebhaberhaltung. Dazu gehört für mich regelmäßige Kontrolle der Augen und wenigstens der Schneidezähne, abtasten des Kiefers, Kontrolle der Schleimhäute, regelmäßiges Wiegen und am Besten tägliche Kontrolle des Fressverhaltens und der Köttel(form/-größe). Von Vorteil sind auch, zumindest wenn Neuzugänge eingezogen sind, prophylaktische Kotanalysen, wie Bingy ja auch schon sagte.
Man kann nie gegen alles gewappnet sein, aber so kann man zumindest schnell auf mögliche Symptome reagieren und eingreifen.

Zitat :

Ferner sollte der Züchter die Linien über Generationen hinweg beobachten um genetische Krankheiten auszuschließen - aber wer macht das schon oder versuch es wenigstens?

Nunja ich denke jeder verantwortungsvolle Züchter tut das. Das is eben auch wieder einer der Unterschiede zum Vermehrer.

Ich kann hier ja nur von meiner eigenen Zucht sprechen, da ich nur hier vollen Einblick habe. Ich habe zu allen Haltern, die von mir Chins bekommen haben, noch Kontakt und erkundige mich regelmäßig, wie es "meinen" Süßen im neuen Zuhause denn so geht, wie sie sich entwickeln usw.
Gleichzeitig berichte ich auch gern den Züchtern meiner "zugekauften" (ich hasse dieses Wort -.-) Zuchttiere, damit auch diese Züchter wissen, was Sache ist bzw. bestenfalls wissen, dass alles paletti ist. Aber das betrifft ja nicht nur Krankheiten, sondern genau so viele andere Eigenschaften, die ein gutes Zuchttier ausmachen (sollten).

Ich habe meine Zuchttiere eigentlich auch alle über Linien von bekannten Züchtern (die "alten Hasen", wie man ja immer so schön sagt) und kann auch mehrere Generationen zurück verfolgen, was für Tiere die Vorfahren sind. Da ich hauptsächlich für mich züchte, behalte ich den Großteil meiner Nachzuchten sogar selbst und kann daher beobachten, wie jedes einzelne Jungtier sich entwickelt. Wenn ich ein Chinchilla abgebe, dann im Normalfall nach mehreren Monaten erst. Eine Ausnahme gibt es nur dann, wenn ich wirklich mehrere Generationen aus einer Linie schon selbst kenne.

Bei den Organen kann man aber ein Röntgenbild machen um zu sehen, ob das Herz, Leber etc. in Ordnung sind, das Herz gründlich abhören und den Schädel zum Kaufzeitpunkt röntgen lassen. Das schließt nicht aus, dass später doch mal was ist, aber gerade Herzprobleme (hier allein 2 Jungtiere, bei denen man es bereits mit wenigen Monaten sah) oder angeborene Zahnanomalien sind schon sehr früh erkennbar und somit für die Babys vermeidbar. Bekommen die Chins erst später Zahnprobleme, sind sie oft auf Fütterungsfehler zurückzuführen.

Ich bin jetzt nicht für übertriebene Vorsicht und für komplettes auf den Kopf Stellen der Tiere, aber Abhören und Abtasten aber auch gerade Röntgen ist nicht sehr aufwendig und dennoch z.T. ziemlich aussagekräftig.

Was genau kann man denn da erkennen? Man sieht doch auf einem Röntgenbild nur, ob die Organe in der Form und Beschaffenheit unauffällig sind oder nicht, oder wie ist das?
Was war denn speziell bei den 2 Jungtieren mit Herzfehler auf dem Röntgenbild sichtbar und was genau wurde diagnostiziert?

2x bei Jungtieren war ein zu großes Herz auf dem Röntgenbild zu erkennen, einmal dabei auch Herzschlag zu langsam beim Abhören und 1x bei einem dritten Chin Herzgeräusch linke Herzklappe (Diagnose: Herzklappenfehler).
Und beim herz schat man natürlich noch auf die Abtrennung bzw. Erkennbarkeit und die Lunge kann man dabei auch gut begutachten, ob irgendwelche schatten etc. sichtbar sind.
Bei der Leber kann man die Größe und Form erkennen, ob sie normal ist. haben mir 2 TÄ anhand von Bildern erklärt.

Da kann ich Carina (handhaben wir auch alles genau so) und Aleks in nur zustimmen.

Ein Abhören des Herzens und ein Thorax-Röbi reichen aus um einen Herzfehler zu erkennen. Ein Ultraschall wäre nur dann angebraucht wenn die ersten beiden Punkte Auffälligkeiten zeigen.

So schön zu wissen, dass es auch verantwortungsvolle Züchter gibt

Bei meinem alten Tierarzt habe ich bei den meisten neuen Tiere den Kieferbereich röntgen lassen und Herz hat er sowieso von sich aus abgehört. Seid dem er aufgehört hat, habe ich das allerdings eingestellt da hier kaum ein Tierarzt Chinchillas ohne Narkose röntgt und ich ohne Symptome meine Tiere keiner Narkose aussetzen möchte (die meisten Tierärzte machen dieses ohne Symptome eh nicht)

Mein Tierarzt hat immer gesagt dass die meisten Zahnanomalien eh erst später auftauchen und eher am falschen Fressverhalten liegen als genetisch bedingt sind.

Momentan lasse ich deshalb meine Tiere nur röntgen wenn es einen Verdacht auf Probleme gibt. Dann fahr ich halt die Strecke bis nach Hannover um das Tier röntgen zu lassen.

Ich persönlich habe jetzt nach über 10 Jahren Chinchillahaltung überhaupt das erste mal mit Zahnproblemen zu kämpfen. 2 Tiere sind betroffen, wovon bei einem Tier vor Jahren auch ein Röntgenbild gemacht wurde und alles in Ordnung war.

Ich lasse alle Neuankömmlinge sehr gründlich untersuchen, egal ob für die Zucht oder als Liebhabernase oder Notfall. Das gehört für mich einfach dazu.
Zudem sitzt jedes Chin bei mir erstmal in Quarantäne im Schlafzimmer, damit ich es besser kennen lerne.

Röbi gehörte für mich bisher nicht dazu, weil mein TA dafür auch eine Narkose vorzieht, die ich nicht unbedingt haben muss.

So ich habe mir nun mal den Spaß gemacht und habe heute Vormittag massenweise Tierärzte in Hildesheim und Umgebung angerufen und nach Röntgen ohne Narkose gefragt.

Die Zeit hätte ich wirklich sinnvoller nutzen können, da ungelogen nicht ein einziger Tierarzt ohne Narkose röntgt. Noch nicht mal die größeren Kliniken machen das, geschweige denn dass viele sogar sagen dass sie röntgen ohne Narkose fahrlässig finden da auf Grund schlechter Bilder eine falsche Diagnostik gestellt werden kann.

Dementsprechend würde hier nicht ein Tierarzt ohne Symptome auf Zahnprobleme ein Röntgenbild machen lassen.

Da ich mir nicht vorstellen kann, dass sich diese Tierärzte alle nur in unserer Nähe nieder gelassen haben könnte das ein großer Grund sein warum Züchter ihre Tiere vor Zuchteinsatz nicht alle auf Zahnprobleme röntgen lassen

Hey,
es ist sogar verboten! Tiere ohne Symptome bzw. hinreichende Verdachtsmomente einfach so zu röntgen - dazu hat die Bundestierärztekammer Richtlinien im Strahlenschutzgesetz definiert.
Man kann also rein theoretisch seine Tiere auch nicht "eben mal" röntgen lassen - außer man findet einen TA, der das Gesetz ignoriert.

Carina sagte, dass sie sich ihre Zuchttiere sehr genau aussucht und die Linie über Generationen kennt. Da muss ich bedingt widersprechen.
Sicher achtet man extrem auf eine reine, erfolgreiche, gesunde Linie. Aber gerade bei Tieren, die man vom Großzüchter/Pelzer erhält bzw sich aus dem Ausland mitbringen lässt, hat man doch eigentlich wenig Ahnung bezüglich Linie/Herkunft/Gesundheit der Eltern/Geschwister usw.
Beim Großzüchter kann man meist froh sein, wenn man die Farben & Nummern der Eltern und das Geburtsdatum des Tieres bekommt. Und selbst da ist ja nicht immer Verlass drauf.

Also ganz egal, wie doll man auf gesunde Zuchttiere achtet, wird man gesundheitliche Probleme in einer Zucht niemals vermeiden können.

Bitte mal genau lesen, was ich schrieb:

Zitat :

Ich habe meine Zuchttiere eigentlich auch alle über Linien von bekannten Züchtern (die "alten Hasen", wie man ja immer so schön sagt) und kann auch mehrere Generationen zurück verfolgen, was für Tiere die Vorfahren sind.

In Anbetracht dessen, wie viele "Züchter" kranke und sterbende Chins, adulte und Kids, haben, halte ich es für absolut sinnvoll, die Linie gut zu kennen (Vergangenheits- und Zukunftsbetrachtung) und auch soweit es möglich ist gesundheitlich zu untersuchen, bevor die Tiere in Zucht gehen. Damit könnte viel Leid erspart werden, da steht 1x röntgen lassen in keinem Verhältnis zueinander. Und falls das, warum auch immer, nicht möglich ist, dann wenigstens eine intensive, sonstige tierärztliche Untersuchung...