ich frage mich, woher die Info stammte, dass Frischfutter für Chins tabu und sogar Gift ist? Ich hab bzw hatte in der Vergangenheit aber auch ganz aktuell mit einigen Haltern v.a. Züchtern zu tun, die die feste Ansicht vertreten, dass Chin auf gar gar keinen Fall jegliches Frischfutter bekommen sollen und dürfen und man quasi unverantwortlich ist, sowas in den Napf zu tun.
ich hab immer überall gelesen "Chinchillas fressen in freier Wildbahn nur trockene Gräser" und sowas in der Richtung eben. Und auch in diesen merkwürdigen Tierratgebern steht immer sowas drin, in meinem steht sogar, dass Chins eigentlich für Heu fressen sollen Wenn man sich nicht über Foren und Erfahrungsberichte informiert, dann hält man das so schon für richtig.
Von den wenigen Züchtern von denen ich sicher weiß, sie geben unregelmäßig oder gar kein Frischfutter, kann ich nur sagen dass die dafür getrocknete Kräuter, Topipellets usw geben. Mir fällt niemand namentlich ein, von dem ich sicher weiß er züchtet und gibt tatsächlich nur Pellets und Heu.... abgesehn von Großzüchtern natürlich.
Murx Pickwick Zweigeknabberer
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Dieser Mythos stammt von Pelzern, die das in ihren Büchern verewigt haben ... während Bickel noch Grünfutter propagierte, gab es Andere zur gleichen Zeit, welche gänzlich von Frischfutter abrieten.
Klaus_N Saatenpiekser
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Die Pelzer damals gaben als Grund für Pellets und Trockenfutter Lagerprobleme an. Was auch Sinn hatte, hatten die meisten Pelzer doch 500 oder mehr Tiere. Frischfutter ist nun mal schlecht zu lagern und die Pelzer wollten nun mal nicht jeden Tag eine Lieferung nehmen oder selber sammeln. Das war ihnen zu zeitaufwendig. Ich nehme mal an, dass spätere Züchter und Halter etwas falsch verstanden haben. Dazu dann noch die Behauptung "in freier Wildbahn nur trockene Gräser", schon war der Mythos da.
LG Klaus
Flora Admin & Mod
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Carina, es gibt immernoch ganz vehemente Züchter (gefühlt sind es diejenigen, die schon lange züchten) die PHW + Leckerchen (Kräuter, Früchte etc. aber alles trocken) geben und denken, Frisches sei sehr schädlich. Ich schreib dir eine PN.
Flora Admin & Mod
Anzahl der Beiträge : 11029 Anmeldedatum : 10.07.11 Alter : 39 Ort : Pfalz
Stimmt Klaus, das mit den Lagerungsproblemen hatte ich ja auch schonmal gelesen. In den alten Züchterbüchern, die ich habe, werden Pelletsvorteile afgeführt: Lagerung, Zeit- und Geldersparnis. Frisches ist zwar günstig, aber man kann seine Gabe nur bei einer kleinen Zucht realisieren und Fertigfutter ist natürlich insgesamt viel bequemer.
Es ist dennoch krass, wie solch ein Mythos entstehen kann, nur weil Leute Infos falsch intepretieren und weitergeben.
Was ich mir auch vorstellen könnte ist, dass die Leute nicht offen dazustehen wollten, welche vorteile Trockenfutter mit sich bringt und deshalb eben andere Gründe als Rechtfertigung ihrer Fütterung suchen wollten, wo die Tiere und ihr Wohl im Foks standen und nicht ihre eigenne Vorteile. Somit hieß es eben, dass Frisches für die Chins eh schlecht sei, und schon fühlte man besser.
Murx Pickwick Zweigeknabberer
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Gerade in den ersten Stunden dürfte es auch so gewesen sein, daß Einige auf die Idee kamen, frische Wiese nicht nur frischgeschnitten, sondern eben nach ein paar Tagen zu verfüttern - da kann ich mir durchaus vorstellen, daß Wiese, falsch gelagert, angefangen hatte zu gären und zu extremen Ausfällen geführt hatte. Man darf nicht vergessen, daß es keinesfalls Bauern, Kaninchenzüchter oder so waren, die überredet wurden, Chinchillas zu züchten und zu pelzen, sondern daß sich da die Armenbevölkerung, die irgendwo ne Scheune oder ähnliches billig haben auftreiben können, sich von den enormen Verdienstmöglichkeiten einer Pelzfarm überzeugen ließen. Die Pelzer der ersten Stunde hatten einfach keinen Draht zu Tieren, die wußten überhaupt nicht, worauf sie zu achten haben, die haben einfach nur die Viecher, wie sie kamen, in die Käfige gepackt und haben von hohen Preisen für Pelze geträumt - der Rest war , learning by doing, was die Tiere überlebten und wo brauchbare Pelze bei rauskamen, wurde beibehalten, wo die Tiere reihenweise umkippten, bevor der Pelz verkäuflich war, wurde Fütterung und Haltung geändert, bis es klappte.
Es kam dabei noch eine Entwicklung zum Tragen - dadurch, daß findige Geschäftsleute wirklich jedem Heinz ne "profitable" Chinchillazucht aufschwatzten, wurde das Angebot recht bald größer, wie die Nachfrage, die Preise purzelten. In den 70er, 80er Jahren purzelten die Preise nochmals - durch die Antipelzpropaganda der Tierschützer. Man war gezwungen zu rationalisieren ... und PHW ist nunmal deutlich billiger in der Lagerhaltung und im Einkauf/in der Herstellung, wie frische Wiese und abwechslungsreiche Kräuter. Selbst die Zusammensetzung der Pellets, die hauptsächlich aus Getreide und Soja bestehen, ist einfach nur eine Optimierung auf billigen Einkauf der Zutaten.
Wenn nun jedoch irgendwelche Hobbyhalter und Hobbyzüchter Tiere von solchen Pelzfarmen aufkaufen und bei sich zuhause just for fun halten und züchten, woher bekommen sie dann die Infos, wie diese süßen Wollknäuel gehalten werden? Doch wohl von denen, von denen sie die Tiere bekommen ... also den Pelzern! Die Erfahrung mit diesen Tieren war dann in logischer Folge auch eine ganz andere, wie die, welche noch mein Opa machte - aus dem Robusttier Chinchilla, was mit allem gefüttert werden konnte, ohne zu erkranken, wurde ein darmempfindliches Tier, bei dem man echt aufpassen mußte, was man verfütterte, damit es nicht sichtlich erkrankte (krank waren die Tiere schon vorher, sonst wären sie nicht so empfindlich gewesen, nur sieht man das nicht, wenn man keine Vergleichsmöglichkeit mit gesunden Tieren hat)
Dann kam die Forenpropaganda nach 2000 dazu und die Fütterungspraxis wurde in ein Extrem entwickelt, wie selbst die Pelzer sie nie angewendet hatten - denn trotz PHw gab es bei den Pelzern immer auch Kräuter und Co zusätzlich, vor allem für sichtlich kranke Tiere, halt so, wie die Pelzer sich das überhaupt noch haben leisten können.