Keimfutter ist so ziemlich das Wertvollste, was wir unseren Tieren anbieten können - die Keime sind durchweg verträglicher, wie die ausgewachsenen Pflanzen oder die Samen, sie sind nahrhafter und die Speicherenergie (Öle, Stärke) sind weitestgehend umgebaut zu kleinkettigen und sehr leicht zu verdauenden Eiweißmolekülen (nämlich den ganzen Enzymen, die nötig sind, die Pflanze schnell wachsen zu lassen).
Samen schützen normalerweise ihre wertvolle Speicherenergie mit Fraßschutzstoffen vorm Gefressen werden, auch die erwachsene Pflanze tut das - aber beim Keimen und den ersten Tagen als Keimling stören diese Fraßschutzstoffe, alles wird darangesetzt zu wachsen, damit das Pflänzchen möglichst schnell seinen Platz zwischen den anderen Pflanzen einnehmen und verteidigen kann - Wachstum ist angesagt, nicht Fraßschutz. Und das heißt, daß die meisten Pflanzen als Keimling eine Verteidigungslücke gegen Freßfeinde aufweisen, sie enthalten kaum Fraßschutzstoffe ... selbst hochgiftige Pflanzen, wie die Eibe, sind als zweitägiger Keimling regelrecht schutzlos und fast giftfrei ... (bitte jetzt nicht im Frühjahr loslaufen und Eibenkeimlinge zum Futtern und Verfüttern sammeln - erstens ist die Eibe gerade im Aussterben begriffen und zweitens ist die Verteidigungslücke gerade bei der Eibe sehr, sehr kurz und man sieht das Alter den Keimlingen nicht unbedingt an, ein paar Stunden zu alt, und sie ist wieder wie gewohnt tödlich giftig)
Allerdings wird Keimfutter für Chinchillas immer ein Beifutter bleiben, sie "wissen", daß es in Chile in der Heimat ihrer Vorfahren Keimlinge nur nach starken Regenfällen gab und sie nie und nimmer von Keimlingen alleine leben könnten, weil es einfach in der Heimat ihrer Vorfahren nie genug davon gibt, um ganze Chinchillakolonien am Leben zu halten.