Waldmeister ist übrigens auch ein Labkraut ... und nicht giftiger, wie die anderen Labkrautvertreter. Die meisten Labkräuter haben einen deutlich höheren Gehalt an Cumarinen wie Waldmeister, auch im Heu kann deutlich mehr Cumarin enthalten sein, wie Waldmeister je erreichen kann. Genau wie alle Labkräuter hat auch der Waldmeister gleich das Gegenmittel beigelegt, so daß das Cumarin aus den Labkräutern fast keine Wirkung entfalten kann.
Daß der Waldmeister in Verruf kam, dürfte daran gelegen haben, daß er sehr, sehr gerne in Selbstgebrannten gestopft wurde ... und der Selbstgebrannte war nicht immer guter Ethanol, da mengten sich nur allzuhäufig größere Mengen Methanol mitdrein ... vergleicht man nun die Symptome, die dem Waldmeister zugesprochen werden und die Methanol (oder auch ein übermäßiger Ethanolgenuß) verursacht, kommen wir etwa zu folgendem:
angebliche Wirkung durch Waldmeister: Kopfschmerzen, Benommenheit, Leberschäden.
Tatsächliche Wirkung von Methanol: Kopfschmerzen, Schwächegefühl, Übelkeit, Erbrechen, Schwindel, beschleunigte Atmung, Nervenschäden, Sehstörungen ...
Tatsächliche Wirkung übermäßigem Alkoholgenusses: Kopfschmerzen, Rausch, Übelkeit, Erbrechen, Schwindel, Leberschäden
Wenn also ein Gemisch aus zwei Substanzen genossen wird, welche beide Kopfschmerzen und Benommenheit/Schwindel/Schwächegefühl und eine dieser beiden Substanzen Leberschäden verursacht, und dann packt man eine dritte Substanz dazu und findet diese Symptome - welche der Substanzen war dann der Schuldige?
Die Lebererkrankungen haben übrigens seit Verbot von Waldmeister als Aroma zugenommen. Wenn der Waldmeister der schuldige Leberzerstörer gewesen wäre, wäre eigentlich nach seinem Verbot die gegenteilige Entwicklung, also die Abnahme von Lebererkrankungen, zu erwarten gewesen.
Tatsächliche Studien zur Gefährlichkeit von Waldmeister betrachten nur den Reinstoff Cumarin, nicht jedoch die ganze Pflanze, in welcher ja auch das Gegenmittel gleich enthalten ist. Der Reinstoff ist genauso giftig, wie Ethanol als Reinstoff.
Es gibt trotzdem einen Stolperstein ... gerade was die Cumarine angeht ...
Chinchillapellets enthalten Menadion (Vitamin K3, kein Vitamin, sondern nur so genannt, weil es das echte Vitamin K ersetzen soll). Menadion wiederum verstärkt die Wirkung von Cumarin enorm, Menadion + Cumarin = Leberschäden und Nierenschäden ... oft genug im Tierversuch nachgewiesen ...
Cumarine sind in Gräsern und Labkräutern enthalten, also die Hauptpflanzen, die in Heu enthalten sind!
Cumarine finden sich in hoher Konzentration in Wiesengrünmehlen.
Eigentlich dürfte man gar kein Heu verfüttern, wenn man Pellets verfüttert ... man erhöht damit die Chance, daß die Chins Leber- oder Nierenschäden davontragen.